Einfach mal spontan nach Kenia – klar, warum nicht, oder doch völlig verrückt?

Anfang Januar gab es auf einer der von mir häufig besuchten Webseite ein Angebot, das eigentlich zu schön war, um wahr zu sein. Inklusive 2 aufzugebenden Gepäckstücken plus Handgepäck von Berlin nach Nairobi, Kenia für unter 500 Euro. Ein Klick auf den angegebenen Link führte mich auf die Seite von Turkish Airline, immerhin eine Fluggesellschaft, die jedes Jahr zu den eher gut bewerteten Airlines dieser Welt gehört. Und tatsächlich, es gab einige Abflugzeiten für € 499,00 inkl. Gepäck.

Da weder in der Familie noch im Freundeskreis jemand so kurzfristig Zeit hatte, um mich zu begleiten, buchte ich halt nur für mich. Ich hätte tatsächlich für unter 500 € fliegen können, habe dann aber noch einmal knapp 80 € drauf gelegt, da ich weder auf dem Hin- noch Rückflug 10 oder 11 Stunden in Istanbul verbringen wollte. 

Zwar stand Kenia schon lange, sehr lange auf der Liste der Länder, die ich bereisen wollte, was mich allerdings bislang noch nicht wirklich veranlasst hatte, mich näher mit diesem Land und den Möglichkeiten der Reise in ihm zu beschäftigen.

Naiv, wie ich gerne sein kann, bin ich einfach davon ausgegangen, dass man auch dieses Land ebenso einfach mit einem Mietwagen bereisen kann wie Namibia, Botswana oder Südafrika; dem ist aber auch mehreren Gründen nicht so. Zum einen ist es untersagt, mit einem einfachen Mietwagen in die Nationalparks zu fahren und darum geht es ja (mir) im Wesentlichen, wenn ich an Kenia denke, ich möchte die Tiere in ihrem natürlichen Habitat sehen. Selbst mit einem geländegängigen Allrad-Fahrzeug darf man ohne Guide nur bestimmte (wenige) Nationalparks befahren und das Ausleihen eines richtigen Safarifahrzeugs kostet dann auch mal entspannte 200 $ am Tag.

Zum anderen, und es tut mir leid, das sagen zu müssen, leidet Kenia enorm unter der Korruption, und willkommene Opfer von polizeilicher Korruption sind häufig Touristen in ihren Mietfahrzeugen. Das ist mir zwar auch in Botswana (einmal) passiert, in Kenia sieht man diese „Kontrollen“ aber sehr häufig und oft wurden halt kleine Leihwagen mit (vermutlich) Touristen dort angehalten. Dies wurde auch von den Einheimischen bestätigt.

Jetzt hatte ich also einen (sehr günstigen) Flug, aber keinen Plan, wie ich mich in dem Land bewegen sollte, also war Recherche angesagt. Glücklicherweise gibt es ja im Netz jede Menge Foren, Reiseberichte anderer Reisender und auf Youtube einige Filme von Leuten, die dort vor Ort waren oder sind. Hier stieß ich dann auch auf die Rhino Watch Lodge, die von einem engagierten Deutschen (Frank) betrieben wird. Ihn schrieb ich an und fragte, was er mir raten würde. 

Ich war wirklich überrascht und hoch erfreut, dass ich schon am nächsten Tag Post in meinem Maileingang von ihm hatte, wo er mir noch einmal bestätigte, dass es mit den Mietfahrzeugen und der Korruption tatsächlich so ist, wie ich es mir auch zwischenzeitlich angelesen hatte.

Er bot mir an, mir eine Tour für diese neun Tage zusammen zu stellen, was ich gerne annahm. 

Im Lauf der kommenden Tage gab es reichlich Korrespondenz zwischen Frank und mir und natürlich holte ich mir auch noch ein paar andere Angebot von Safarianbietern in Kenia ein.

Das Angebot von Frank war nicht das günstigste, wobei die Preisunterschiede eh marginal sind, aber letztendlich hatte ich bei ihm das beste Gefühl und die Route, die wir dann schlussendlich gemeinsam zusammengestellt hatten (ich hatte noch ein paar Änderungswünsche bezgl. der Übernachtung im Amboseli Nationalpark) paßte für mich.

Sie sah vor, das ich bei meiner Ankunft morgens um 03.30 Uhr von einem seiner Guides am Flughafen abgeholt und mit ein paar Zwischenstopps an interessanten Punkten in den Samburu Nationalpark nördlich von Nairobi gefahren werde. Hier bleibe ich für zwei Nächte in der Simba Lodge und habe abends und morgens jeweils ausgedehnte Gamedrives.

Anschließend geht es zur Rhino Watch, quasi der Homebase, und dort in den Ol Pajeta Nationalpark, eine Wanderung mit Giraffen steht auf dem Programm sowie eine Tagessafari im Solio Reservat, insgesamt bleibe ich hier für drei Nächte.

Zum Abschluß dann noch zwei Nächte am Amboseli Nationalpark unterhalb des Kilimanscharo in der Kilima Lodge und dann am neunten Tag morgens noch einen kurzen Gamedrive zurück nach Nairobi, von wo am nächsten Morgen der Rückflug nach Deutschland startet.

So viel zur Planung, diese nützt aber überhaupt rein gar nichts, wenn äußere Umstände diese komplett oder in Teilen über den Haufen werfen.

Die äußeren Umstände heißen in meinem Fall Turkish Airline. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich etwas mehr Geld für den Flug ausgegeben habe, um nicht rund 12 Stunden in Istanbul am Flughafen zu sitzen. Gebucht hatte ich also mit jeweils rund 90 Minuten Umsteigezeit, was gemeinhin ausreichend sein sollte. 

Leider flog unsere Maschine schon mit etwa 30 Minuten Verspätung in Berlin los und der Landeanflug in Istanbul gelang auch nicht beim ersten Anlauf, was ein abruptes Durchstarten der Maschine kurz vor dem Aufsetzen auf der Landebahn zur Folge hatte, was wiederum dazu führte, dass wir mit insgesamt rund 70 Minuten Verspätung landeten. 

Als wir dann nach weiteren 15 Minuten endlich andockten, war klar, der Anschlußflug ist weg, die kurze Hoffnung, dass er vielleicht auf mich und ein paar weitere Passagiere, die ebenfalls nach Nairobi gebucht hatten, warten würde, verflog schnell.

Also hin zum Schalter von Turkish Airline und sehen, wie es weiter geht. Zunächst wollte man mich und noch eine junge Kenianerin, die aber seit Jahren in Deutschland lebt und schon auf dem Flug nach Istanbul neben mir saß, auf die nächste reguläre Maschine 24 Stunden später umbuchen und entsprechend die Kosten für die Hotelübernachtung übernehmen. 

Erst nach mehrmaligen, zuletzt ausgesprochen nachdrücklichen Hinweisen, dass das unmöglich sei, weil bereits am Morgen meine Safari starten würde und ich so einen ganzen Tag verlöre, war man dann bereit, nach Alternativen zu suchen.

Schlussendlich mußten wir knapp sieben Stunden am Flughafen in Istanbul warten, konnten dann eine Maschine nach Dubai nehmen, dort erneut rund zwei Stunden warten, um anschließend nach Nairobi zu fliegen. 

Im Endeffekt kam ich statt um 03.30 Uhr erst um 15.30 in Nairobi an. Damit war klar, die Tour mußte umgestellt werden, denn für die Fahrt in den Samburu Nationalpark reichte die Zeit jetzt am Nachmittag nicht mehr.

Also ging es für eine – sehr kurze – Nacht in die Rhino Lodge und früh am nächsten Morgen dann in den Samburu Nationalpark und von dort ging das Programm wie geplant weiter, wobei ich nach dem Samburu nur noch zwei Nächte in der Rhino Lodge hatte, was schon sehr schade war, denn hier hätte ich gerne etwas mehr Zeit verbracht, um alles ein wenig besser kennen zu lernen. 

Zudem hatte ich in meiner Nachbarschaft einen kompletten Koffer voll mit Anziehsachen für Kinder verschiedenen Alters gesammelt, der in meinem Beisein an eine dort ansässige Organisation, die sich um Kinder kümmert, übergeben werden. Dies fiel nun aus Zeitgründen aus, die Anziehsachen wurden natürlich trotzdem übergeben, aber eben nicht in meinem Beisein.

Zu den einzelnen Tagen dieser Reise verweise ich auf die jeweiligen Tagesberichte, hier nun ein paar Bilder, die ich für recht gelungen halte.

Im Anschluß daran dann mein Fazit zu dieser Reise.

Fazit:

Kenia, aber auch Tansania, ist ein extrem teures Reiseland, was zum einen daran liegt, dass man auf angebotene Safaritouren angewiesen ist und zum anderen der Eintritt in die Nationalparks auch nicht wirklich günstig ist. So kostet z.B. der Amboseli Nationalpark USD 70 pro Tag und Person, das Solio Reservat liegt sogar bei USD 80 (Stand 01/2023).

Ein Safarifahrzeug kostet inklusive Guide/Fahrer um die USD 250 pro Tag, was sich natürlich bei mehreren Personen relativiert.

Das Essen fand ich persönlich in Namibia und Botswana abwechslungsreicher, vielleicht hatte ich einfach nur Pech an den Tagen, an denen ich in den Camps war, aber da war es ein wenig langweilig. Meistens Chicken, immer eine Art Gulasch und ansonsten noch ein wenig Pasta und leckere Salate und viel Obst, aber natürlich war es kein Problem, satt zu werden. In jedem Fall würde ich auch eine zweite Reise nach Kenia wieder mit Guide und Fahrer machen, ich fahre wirklich gerne und (nach einer zehnjährigen Erfahrung als regelmäßiger Taxifahrer in Berlin) vielleicht auch ganz gut Auto, aber Kenia muss ich mir nicht geben. Der Mombassa-Nairobi Highway (der Ausdruck Highway ist natürlich völlig absurd) ist alles andere als angenehm zu befahren, da sind mehr LKWs unterwegs als auf der A1 im Ruhrgebiet und fast überall ist eine durchgezogene Linie, die man aber missachten muss, will man nicht über Kilometer mit 40 km/h hinter einem LKW schleichen. Und nicht nur dort lauert die Polizei. Zudem sieht man als Fahrer erheblich weniger in den Parks, ich habe es sehr genossen, mich fahren und führen zu lassen und dabei im offenen Dach zu stehen und in die Landschaft zu blicken. Und, ganz ehrlich, viele der Tiere, insbesondere der großen Katzen, hätte ich selber nie gesehen!

Also, ja, es hat sich gelohnt, würde ich diese Tour noch einmal machen. So natürlich nicht, aber es gibt in Kenia noch viel zu entdecken, das nächste Mal möchte ich gerne die Nationalparks Tsavo West und Ost kennen lernen und natürlich die Massai Mara, aber nicht im Spätsommer zur Great Migration, davon haben alle Guides abgeraten, es ist viel zu voll, die safarifahrzeuge stehen sich gegenseitig im Weg du auch deutlich überteuert. Es gibt übrigens auf Youtube ein Video, auf dem zu sehen ist, wie an einer der Stellen, wo die Gnus die andere Uferseite erreichen, mal mindestens 50 safarifahrzeuge stehen, dazwischen Löwen, die die erschöpften Gnus jagen… völlig absurd. Laut George, meinem Guide, sollen es noch viel mehr als 50 Fahrzeuge sein, er rät eigentlich davon ab, zu diesem Zeitpunkt dorthin zu fahren, auch wenn es für ihn als Guide natürlich lukrativ ist.

Ich würde jedenfalls nicht zu dieser Zeit die reise unternehmen, die Great Migration kann man sich wunderbar in einer Doku der BBC ansehen, ich finde, Januar, Februar oder März wäre eine gute Reisezeit für das nächste Kenia-Abenteuer.

In diesem Sinne, danke an alle, die bis hierhin durchgehalten haben und bleibt neugierig!


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