So, jetzt durfte ich auch noch innerhalb des Hotels in ein anderes Zimmer ziehen, da in meinem ursprünglichen Zimmer die Heizung nicht funktionierte, auch nachdem mehrere Mitarbeiter des Hotels sich daran versucht hatten. Also alles wieder einpacken und zwei Etagen tiefer ziehen; der Hotelmanager war total euphorisch, mir dieses bessere Zimmer zu geben, es ist etwa doppelt so groß wie das vorherige, hat eine umlaufende Terrasse und alles das interessiert mich eigentlich relativ wenig. Aber immerhin, hier funktioniert die Heizung, denn draußen sind nachts nur noch um die 8° und es weht ein heftiger Wind. Also habe ich die Ehre, für die letzten drei Nächte dieses Upgrade zu bekommen.

Aber der Reihe nach:

Nach eineinhalb Stunden Bahnfahrt und gut 2 Stunden Warten am Flughafen, ging es zunächst in knapp 4 Stunden nach Lissabon, wo mich heftiger Regen erwartete, das fing ja gut an.

Von Lissabon aus ging es dann noch einmal weitere knapp 3 Stunden auf die Azoren, genauer gesagt auf die Hauptinsel São Miguel, wo ich direkt am Flughafen mein zuvor gebuchtes Auto beim Vermieter Sixt entgegennehmen konnte. Vom Flughafen aus waren es dann nur noch etwa 20 Minuten Autofahrt zum S. Miguel Parkhotel, direkt in Ponta Delgada, wo ich für die kommenden sechs Nächte gebucht hatte.

Da das Hotel quasi mitten in der Altstadt liegt, habe ich hier eine relativ große Auswahl an Restaurants und ich entschied mich für eine neapolitanische Pizzeria, wo ich einen mittelmäßigen Wein, aber eine sehr gute Pizza genießen durfte. Fun fact war, dass hier komplett auf Besteck verzichtet wird, dafür erhält man eine Schere, mit der man die Pizza schneiden kann. Nun, andere Länder, andere Sitten!

Anschließend noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt, um dann doch relativ zügig zum Hotel zurückzukehren, denn immerhin hatte die Anreise von Tür zu Tür und 13 Stunden betragen.

Am nächsten Morgen weckte mich der Wecker bereits um kurz nach sechs, da das Frühstücksbuffet um 7:00 Uhr öffnete und ich rechtzeitig dort sein wollte, um möglichst viel vom Tag zu haben. Das Frühstücksbuffet war so einigermaßen, Rührei aus der Tüte, eine Sorte Wurst, zwei Sorten Schinken und ein nach nichts schmeckende Käse. Heute, nach drei Tagen, hat sich daran auch nichts geändert, aber egal, die Reise dient ja nicht kulinarischen Zwecken.

An dieser Stelle vielleicht mal ein kleiner Einschub, warum überhaupt die Azoren. Ich hatte diese Inselgruppe, immerhin gehören neun bewohnte Inseln dazu, bislang nicht auf dem Schirm, aber vor einigen Monaten gab es ein Angebot auf einer meiner Lieblingswebseiten, Travel Dealz, auf der ein, wie ich finde, sehr günstiges Angebot für einen Flug auf die Azoren angeboten wurde, den ich kurzerhand gebucht hatte. Erst danach begann ich mich ein wenig mit diesem Reiseziel auseinander zu setzen, und alles das, was ich im Internet darüber fand, war ausgesprochen vielversprechend. Eine unglaublich schöne Landschaft, die Möglichkeit, Whale Watching zu unternehmen und vor allem auch um diese Jahreszeit, im Januar, durchaus akzeptable Temperaturen um die 15 °C.

Für den ersten Reisetag hatte ich mir einige Orte im Westteil der Insel ausgesucht, die ganz ordentliche Fotospots erahnen ließen, leider spielte das Wetter in den Bergen nicht so wirklich mit, so dass die so bekannten Farben des Lagoa azur und Lagoa verde, also blauer See und grüner See, nicht wirklich zu erkennen sind. Immerhin war das Wetter an der Westküste deutlich besser, so dass ich einige ganz ordentliche Fotos machen konnte.

Am späten Nachmittag war ich zurück, nahm in der Hotelbar ein Lachssandwich zu mir und probierte die Hotel eigene Saunalandschaft aus. Letztere verdient allerdings nicht diesen Namen, denn mehr als zwei Personen passen wohl kaum in die Sauna, glücklicherweise war ich alleine dort. Das Abendessen nahm ich im Hotel ein, denn ich wollte relativ früh schlafen gehen, da für den nächsten Tag eine Wahlbeobachtung Tour auf dem Programm stand.

Am nächsten Morgen erwartete mich also, wie bereits angedeutet, das gleiche langweilige Frühstücksbuffet, und dann ging es auch schon los zu einem etwa 30 Autominuten entfernten Hafen, wo die Wahlbeobachtungstour starten sollte. Nach einer kurzen Einführung ging es mit etwa 30 anderen Leuten auf ein Zodiac, was sicherlich für all diejenigen, die es lieben, mit einem Zodiac zu fahren oder eben dieses kennen lernen wollen, eine tolle Erfahrung ist, aber für all diejenigen, die die Meerestiere fotografieren wollen, eher ungeeignet ist. Die Fahrt mit so einem Teil ist ausgesprochen unterhaltsam und die kurzen Augenblicke der Schwerelosigkeit, wenn das Zodiac über einen Wellenkamp quasi springt, sind schon beeindruckend, aber das war ja für mich nicht der Grund, diese Tour zu buchen. Wir haben tatsächlich eine Schule von Delfinen und auch einige Orcas gesichtet, aber aufgrund der Enge auf so einem Boot ist das Fotografieren fast unmöglich, sofern das Tier nicht direkt vor einem schwimmt, was es in der Regel natürlich nicht tut. Da also die Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt ist, konnte ich nur einige weniger und auch nicht besonders gute Fotos auf dieser rund zweistündigen Tour machen.

Ich will so eine Tour keinesfalls schlecht reden, zumal sich die Betreiber wirklich viel Mühe gegeben haben, und ich denke, es ist für jeden ein besonderer Moment, diese Tiere außerhalb der großen Zoos, wo sie sowieso nicht hingehören, zu erleben, aber für einen Hobbyfotografen wie mich wird es sicherlich nicht die erste Wahl sein, nochmals so eine Tour zu buchen.

Da die Tour gegen Mittag beendet war, nutze ich den Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein, um noch einmal zu den Seen, im Westen der Insel zu fahren, an denen ich am Vortag bereits war. Aufgrund des Sonnenscheins konnten noch einmal deutlich interessantere Bilder erzeugt werden.

Der dritte Tag begann mit dem üblichen und langweiligen Frühstücksbuffet, dann aber ging es Richtung Nordosten der Insel zum Lagoa da Fogo, einem Kratersee, der etwa in der Mitte des 16. Jahrhunderts beim Ausbruch des Vulkans Pico da Sapateira entstanden ist. Den Vulkan gibt es heute nicht mehr, dafür aber diesen wunderschönen See, den man von einem Parkplatz am Kraterrand nach einem etwa 30-minütigen Abstieg auf rutschigem und keinesfalls ebenen Weg erreichen kann. Unten angekommen führt eine Art Trampelpfad, bei dem man aufpassen muss, nicht ins Wasser wegzurutschen, am Seeufer entlang. Angeblich kann man hier unten viele verschiedene Vögel beobachten, offenbar wissen diese das aber nicht, zumindest waren kaum welche zu sehen, und wenn, dann nur in sehr großer Entfernung. Da ich natürlich meine komplette Fotoausrüstung dabei hatte, immerhin rund neun kg auf dem Rücken, dauerte der Aufstieg doch ein wenig länger, aber immerhin, irgendwann war ich wieder am Ausgangspunkt und fuhr weiter in Richtung des äußersten Nordens der Insel, wo laut Reiseführer der Azorengimpel beheimatet sein soll. Es gibt dort sogar ein richtiges Besucherzentrum, wo man Touren zur Beobachtung buchen und starten kann, leider ist es um diese Jahreszeit geschlossen, und meine eigenen Versuche, diesen eher kleinen und seltenen Vogel zu finden, geschweige denn zu fotografieren, waren erfolglos. Vermutlich braucht man hier wirklich einen Guide, der das Auge für diesen Vogel hat, ähnlich wie es auf Costa Rica mit dem Quetzal ist, den ich ohne einen Guide niemals gesehen hätte.

Heute Abend der also nun der bereits oben erwähnte Umzug in ein anderes Zimmer auf einer anderen Etage und ein Abendessen im Hotel, wo es portugiesische Spezialitäten gab, die zwar ungewöhnlich zubereitet, aber dennoch sehr lecker waren.

Für morgen steht ein Ausflug und eine kleine Wanderung am Lagoa des Furnas und zu ein oder zwei Wasserfällen auf dem Programm, doch dazu dann morgen mehr, denn ihr wisst ja, morgen ist ein anderer Tag