Eigentlich bin ich viel zu fertig, um noch viel zu schreiben, aber in den letzten rund 36 Stunden hat sich so viel getan, was ich Euch natürlich mitteilen möchte. Warum ich so fertig bin? Weil wir heute eine Wanderung unternommen haben, die eigentlich 2,5 Stunden dauern sollte, wir waren aber vier Stunden unterwegs, was für sich allein genommen noch nicht einmal so schlimm gewesen wäre,… aber der Reihe nach.

Nachdem wir gestern gegen 10 Uhr von unserem Stellplatz am Trondheimfjord aufgebrochen sind, fuhren wir völlig entspannt etwa 400 km weiter südwärts durch eine traumhaft schöne Landschaft. Ein großes Highlight war der Sladalsvegen, eine Paßstrasse, die über etwa 30km in eine geradezu futuristische Welt entführt, hier wäre eine dem Wagen folgende Drohne exakt das Richtige gewesen, ab sofort auf meinem Wunschzettel für die nächste Reise!

Danach waren es nur noch wenige Dutzend Kilometer bis zu unserem Stellplatz am Rittersprung, wo wir die Nacht zusammen mit einigen anderen Campern auf einem größeren Rastplatz im Wald verbrachten. Vom Parkplatz aus war es nur ein kleiner Fußweg von etwa 10 Minuten bis zum sogenannten Rittersprung, wo sich ein Fluß den Weg durch Gestein gebahnt hat und nun mit einigem Getöse und kleineren Gefällen weiter dem Tal entgegen fließt. Hier habe ich sowohl gestern Abend als auch heute morgen in der Früh mit der Drohne Aufnahmen gemacht, die sicherlich später in einem kleinen finalen Film über diese erste Wohnmobilreise Einzug erhalten werden.

Gegen Mittag ging es dann nur wenige Kilometer innerhalb des Jotunheimen weiter zu unserem nächsten Campingplatz. Von diesem Platz aus gehen verschiedene kleinere und größere Wandertouren ab, wir haben uns für eine kleinere mit nur 4 Kilometern entschieden, die zwar als mittelschwer klassifiziert ist, waren aber die letzten beiden, die wir unternommen hatten, auch, also war stand nichts Gröberes zu befürchten.

Tja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil, es sind zwar nur 2 Kilometer pro Strecke (man muss den gleichen Weg wieder zurück laufen), aber auf diesen 2 km werden 394 Höhenmeter überwunden. Klingt erst mal nicht so viel? Naja, stellt euch eine Strecke von 50 Metern vor, auf dieser Strecke geht es rund 10 Meter nach oben. Aber es sind nicht nur 50 Meter, es sind verdammte 40 mal 50 Meter. Und wir reden hier nicht von einer Strasse, sondern ein Trampelpfad durch einen Wald, über Stock und Stein, und das ist keineswegs metaphorisch gemeint, wobei der Wald bei 1000 Meter Höhe dann auch vorbei war und es ab dort das letzte Viertel des Weges bei heftigem Wind über mit Moosen und Flechten bewachsenes Gestein ging.

Das Ziel ist eine Schutzhütte, von der man zugegebenermaßen einen geilen Blick über den gesamten Nationalpark hat, direkt darüber steht ein Sendemast, den man übrigens auch von unserem Stellplatz aus sieht… nie im Leben wäre ich freiwillig dorthin gewandert, wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass es dorthin geht; hat aber keiner gesagt, also sind wir dann einfach los; irgendwann zwischendrin war kurz die Überlegung aufzugeben, kam dann aber doch nicht in Frage und so erreichten wir nach gut zweieinhalb Stunden unsere Schutzhütte. Da mittlerweile relativ fette und dunkle Wolken aufgezogen waren, blieb unser Aufenthalt in der Hütte relativ kurz, da wir ein wenig (im Nachhinein unbegründete) Sorge hatten, dass uns auf dem Rückweg, der ja nun ausschließlich bergab ging, noch der regen überraschen würde.

Nach insgesamt vier Stunden waren wir dann ohne Verletzungen, aber völlig fertig, zurück auf unserem Campingplatz von wo aus wir dann tatsächlich sehen konnten, wo wir noch rund zwei Stunden vorher gewesen sind.

Da es hier auch ein angeschlossenes kleines Restaurant gibt, stand mal wieder ein Dinner auf dem Programm, was recht lecker war. Danach war für uns beide noch ein ausgiebiges Duschen angesagt, da der Schweiß des Nachmittages runter mußte.

Mittlerweile ist es 20.30 Uhr und während ich das hier schreibe, ein Corona an meiner Seite habe, ist der Fernseher gestartet worden, da heute Abend ja die deutsche Nationalmannschaft ihr WM-Qualifikationsspiel in Island absolviert, was wir uns noch ansehen wollen, bevor wir in den Schlaf sinken werden.

Morgen geht es wieder weiter südwärts, es erwartet uns mit der Valdresflye ein weiteres Highlight dieser Umgebung, aber dazu dann morgen mehr, denn Ihr wißt ja, morgen ist ein anderer Tag.